NORDSEEBAD SAHLENBURG
Hier befindet sich der Gedenkstein “ Schießstand Sahlenburg “
Er ist gar nicht so leicht zu finden denn ich konnte weder ein Hinweisschild noch einen Eintrag auf irgendeiner Karte oder einem der Prospekt für Urlauber entdecken. Der vermutliche Grund:
Eine rühmliche Geschichte zur Vergangenheit von Sahlenburg in der Zeit des Nationalsozialismus ist das nun wirklich nicht. Und die Verantwortlichen hatten damals doch auch nur ihre Pflicht getan, aber so einfach ist der Umgang mit der Geschichte nicht. Daher hier zu meinen Bildern einige Hintergründe zu den Geschehnissen ,denn wie auf dem Gedenkstein zu lesen ist, DIE OPFER MAHNEN.
Helgoland war im 2. Weltkrieg zu einem wichtigen militärischen Vorposten des Deutschen Reiches in der Nordsee ausgebaut worden. Neben einem einem Kriegshafen mit U-Boot Bunker und anderen gewaltigen militärischen Einrichtungen war ein großer Teil der Insel nur noch dem Militär vorbehalten. 1945 befanden sich neben 2500 einheimischen Helgoländern auch ca. 3000 Soldaten auf der Insel.
Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges war auch auf der Insel Helgoland absehbar dass es zu 100% keinen Endsieg mehr geben würde, ganz im Gegenteil.
Eine Gruppe von Helgoländern wollte daher nicht tatenlos dem Untergang der Insel zusehen und hatten Kontakt zur britischen Armee aufgenommen. Sie verfolgten dabei den Plan am 18. April 1945 um 11.00 Uhr auf dem Marineturm eine weiße Fahne zu hissen um so die friedliche Übergabe der Insel zu signalisieren.
Durch Verrat kam es aber nicht zu dieser Aktion denn kurz vorher wurden die führenden fünf Helgoländer von der Gestapo verhaftet und am 19. April in aller Früh nach Cuxhaven ins Gefängnis der Marinekommandantur verbracht. Hier nun folgend die Namen der Widerständler:
Fähnrich Karl Fnouka - Fähnrich Martin Wachtel - Obermaat Erich Friedrichs
Obergefreite Kurt Pesters - Dachdeckermeister Georg Braun
Die britische Armee reagierte umgehend auf das Fehlen der Flagge und bereits um kurz nach 12.00 Uhr ( am 18.04.1945 ) erschienen an die 1000 Bomber über der Insel und innerhalb der nächsten 100 Minuten vielen mehr als 7000 Bomben auf die Insel. Eine zweite aber kleinere Welle kam auch noch am nächsten Tag und das einzig noch überlebende Gebäude von Helgoland war der besagte Marineturm auf dem Oberland. Helgoland war komplett zerstört, 285 Soldaten, Marine- und Flakhelfer hatten ihr Leben verloren. Alle Helgoländer wurden danach evakuiert und 7 Jahre diente Helgoland der britischen Armee als Bombenabwurf Ziel. Erst am 1.3.1952 wurde die Insel von den Briten wieder an Deutschland übertragen.
Für die fünf Helgoländer gab es keine Hoffnung mehr denn bereits am 21.April fand um 11.00 Uhr vor dem Kriegsgericht in der Cuxhavener Hamburg-Amerika Strasse ein Schnellprozess ohne Verteidiger statt der mit Todesurteilen endete. Bei dem verantwortliche Gerichtsherr, dem höchsten General im Elbe-Weser Dreieck, handelte es sich um den Konteradmiral Rolf Johanesson der diese Urteile auch sofort bestätigte. Seinen möglichen Ermessungsspielraum für ein milderes Urteil in Betracht der militärischen Lage nutzte er nicht obwohl ihm das in seiner Position absolut bewußt war.
Zwischen dem Urteil und der Hinrichtung war es üblich den Delinquenten noch eine Nacht zu gewähren, auch das lehnte er ab und forderte die sofortige Hinrichtung. Man brachte daraufhin die 5 Widerständler umgehend nach Sahlenburg zum Schießplatz und vollstreckte dort um 18.00 durch Erschießen das Urteil. Am 24. April wurden die Leichname dann ohne Grabkreuz auf dem Brockeswalder Friedhof verscharrt. Erst spät in den 60ern fanden dann die Überreste auf der Kriegsgräberstätte in Brockeswalde einen würdigen Platz.
Da der Text des Gedenksteines auf dem obigen Bild evtl. schlecht zu lesen ist hier nochmals zum Nachlesen:
Im Schießstand Sahlenburg
haben die Nationalsozialisten von 1939- 1945
Menschen wegen ihres Widerstandes gegen das
menschenverachtende System ermordet.
Helgoland sollte am 18. April 1945
den Engländern kampflos übergeben werden
um die Zerstörung der Insel zu verhindern.
Am 21. April 1945 sind deshalb
GEORG BRAUN, KARL FNOUKA, ERICH FRIEDRICHS,
KURT PESTERS und MARTIN WACHTEL
hier am Schießstand hingerichtet worden.
DIE OPFER MAHNEN
Und was geschah nun nach dem Ende des 2. Weltkrieges mit dem “ pflichtbewussten “ Konteradmiral Johanesson ?
Er schwieg eisern und setze unbeirrt seine Karriere ab 1957 bis 1961 bei der Bundesmarine fort und das sogar als erster Befehlshaber der Flotte. Im Ausbildungszentrum der Marine in Flensburg / Mürwick erinnert eine Bronzebüste in der Aula bis heute an ihn. Hier erhalten in der umfangreichen Lehrsammlung Teilnehmer der Offizierschule der Marine Wehrgeschichtsunterricht und da ist Johanesson doch wirklich ein leuchtendes Beispiel für Pflichterfüllung. Daher gibt es als Krönung zweimal im Jahr den nach ihm benannten “ Admiral Johanesson-Preis “ für den/die Jahrgangsbeste des Offizierlehrganges. Trotz massiver Proteste ab 2017 und Versuche die Verblendung der Geschichte umgehend zu beenden führte das bis heute zu keinem Ergebnis. Darüber finden sich im Internet jede Menge interessanter Artikel mit viel Details, geholfen hat alles jedoch nicht aber, wie auf dem Gedenkstein zu lesen ist, “ DIE OPFER MAHNEN “.
Damit Sie bei Ihrer Suche nach dem Gedenkstein nicht umherirren, hier die Einfahrt zum ehemaligen Schießplatz kurz vor Ende des Fahrweges Achtern Kugelfang und dem Parkplatz. Ein Hinweisschild ? Konnte ich nicht entdecken ....